Im VIA Rail Canadian durch Kanada

Im VIA Rail Canadian durch Kanada

Warum eine Zugreise?

Das Jahr 2006 war lang und hatte viel Arbeit gebracht. Vieles hatte mit Technik, mehr Digitalisierung und Erreichbarkeit zu tun. Ein bisschen „nicht erreichbar sein“ und zu entschleunigen würde uns daher gut tun, dachten wir. Wo ist die Verbindung zur Außenwelt am geringsten? In 2006 war das definitiv noch eine Zugreise. So entstand die Idee direkt nach Weihnachten auszubrechen, mit dem Canadian von Toronto nach Vancouver zu fahren und Silvester dort zu verbringen.

Die Planung ging los

Wann fliegen? Wie und womit? Welche Zugklasse nehmen wir? Für Weihnachten war sowieso schon der Besuch bei den Familien in Deutschland geplant. Schnell war geklärt, dass die Omas & Opas gerne die Kinder nach Weihnachten noch ein wenig länger bei sich haben. Es konnte los gehen. Flüge mit Air Canada & Lufthansa von Hamburg über Frankfurt nach Toronto – und zurück von Vancouver über Frankfurt nach Hamburg – wurden gebucht. Ein Hotel in Toronto nahe der Union Station und in Vancouver an der Robson Street gesucht. Blieb‘ noch die Zugbuchung.

Der VIA Rail Canadian bietet verschiedene Reiseklassen. Von regulären Sitzplätzen über einfache Liegeabteile mit Vorhang bis hin zu Schlafabteilen mit eigener Toilette – für jeden Reisewunsch und fast jedes Budget ist etwas dabei.

Da wir bequem unterwegs sein wollten und unsere kurze Auszeit genießen, haben wir ein Schlafabteil für 2 Personen im „Park Wagon“ gebucht. Ausschlaggebend war, dass die Schlafabteile jeweils eine eigene Toilette haben. Pro Waggon gibt es 1-2 Duschen, die von den Reisenden geteilt werden. Tagsüber ist das Abteil mit 2 bequemen Loungesesseln bestückt und abends werden 2 komfortable Betten bereitet. Mit ihren Bar & Lounge Bereichen bilden die Park Cars beim Canadian und auf der Prince Rupert-Jasper Route das Ende des Zuges. Perfekt.

Jet-Lag in Toronto

Am 27. Dezember war es soweit. Mit einem frühen Zubringerflug ging es von Hamburg nach Frankfurt und dann gleich weiter nach Toronto. Auch wenn die Flugzeit nur etwa 9 Stunden betrug, waren wir nach der Ankunft und durch die Zeitverschiebung recht geschafft. Da wir aber nur eine Nacht in Toronto hatten und am nächsten Morgen gleich in den Zug steigen sollten, haben wir uns doch noch aufgerafft.

Einen kurzen Fußweg von unserem Hotel – ich erinnere mich nicht mehr an den Namen –  ragte der CN-Tower in die Höhe.  Also haben wir uns wenigstens einmal Toronto von oben angesehen und uns ein wenig die Füße vertreten. Nach einem frühen Abendessen holte uns der Jet-Lag ein. Da es am nächsten Morgen früh losging, war das absolut ok.

Start der Zugreise im VIA Rail Canadian

Wir fanden wir uns etwa anderthalb Stunden vor Abfahrt in der Union Station in Toronto ein. Von hier aus sollte es nun mit dem legendären VIA Rail Canadian quer durch Kanada gehen. Vier Tage und drei Nächte waren 2006 für diese Route von etwa 4.466 Kilometer vorgesehen. Heutzutage ist der Canadian vier Tage und vier Nächte unterwegs.

Wir wurden mit den anderen Reisenden der damaligen Silver & Blue Touring Class – privates Abteil/compartment mit den Leistungen der heutigen Prestige Class vergleichbar – in der Business Lounge eingecheckt. Die Wartezeit zum Boarding konnte noch für ein kleines Frühstück mit Getränken und Snacks genutzt werden.

Bald ging es an Bord und nachdem wir unser Gepäck in unsere Kabine gebracht hatten, wurden wir im Lounge Bereich mit Drinks und Cocktails begrüßt. Hier beäugten sich auch die Reisenden unserer Zugklasse zum ersten Mal. Was für ein buntes Völkchen. Hatten wir vor der Reise immer geschmunzelt, dass wir – als damals Mittdreissiger – den Altersschnitt wohl mächtig herunter ziehen würden, wurden wir nun schnell eines besseren belehrt.

Tatsächlich waren die meisten Reisenden unserer Klasse zwischen Anfang Dreissig und Mitte Fünfzig. Ausreißer nach oben war ein ganz herziges Ehepaar in den späten Achtzigern. Die beiden Jüngsten waren ein Bankerpaar aus Toronto, die nach Vancouver – in den liberaleren Westen – zogen. Mit den beiden Jungs haben wir so manche unterhaltsame Stunde im Aussichts-Glasdome des Park Car – unser Waggon hieß „Tremblant Park“, benannt nach einem National Park in der Provinz Quebec – verbracht und über die Welt da draußen philosophiert.

Da wir im Winter unterwegs waren, hatten wir unterwegs weniger Tageslicht, als die Sommertermine bieten. Uns hat es nicht gestört. Die warme Gemütlichkeit der Treffen in der Lounge am Ende des Wagens, interressante Gespräche und unterhaltsame Abende – natürlich hatte jemand eine Gitarre mit und es wurde gesungen – sind wunderbare Erinnerungen.

Unsere Route

Die am Anfang noch recht urbanen Regionen rund um Toronto und Sudbury ließen wir noch am Vormittag hinter uns und es ging in die Wildnis. Durch dichte Wälder, über breite Flüsse, bereits zugefrorene Bäche und Seen ging es Richtung Westen. Über die Sudbury-White River Route erreichten wir unseren ersten Stopp Sioux Lookout früh am nächsten Morgen.

Hier hatten wir das erste Mal seit dem Start der Zugreise Gelegenheit, den Zug zu verlassen und ihn in der winterlich verschneiten Landschaft zu bewundern. Es war kalt. Aber, das hatten wir ja erwartet. Warm eingepackt fotografierten wir den eindrucksvollen silbernen Zug und bewunderten die mächtigen Eiszapfen, die von Teilen der Karosserie hingen.

Am frühen Nachmittag des Tages erreichten wir Winnipeg und hatten hier etwas über zwei Stunden Aufenthalt. Der Bahnhof liegt im bekannten Bezirk „The Forks“ und so verliessen wir den Zug und sahen uns in der Umgebung des Bahnhofs um. Nahbei schlenderten wir durch eine bunte Markhalle mit kleinen Geschäften und Kunsthandwerk, bevor es wieder an Bord ging.

Zugreise durch ein Wintermärchen

Weiter ging es durch die winterlich verschneite Landschaft Manitobas und Saskatchewan und immer öfter mussten wir Güterzügen Platz machen und diese passieren lassen. Am Abend haben wir sogar einmal ein paar Stunden gestanden – was uns aber bei abwechslungsreichen Unterhaltungen – fast nicht auffiel.

In der Morgendämmerung des nächsten Tages erreichten wir Edmonton. Nun war es ncht mehr weit bis in die Rocky Mountains. Postkartenmotive begleiteten uns, als sich die Ebenen in sanfte Hügel und dann weiter in die majestätischen Gipfel der Rocky Mountains verwandelten. In Jasper hatten wir einen kurzen Aufenthalt und konnten ein wenig durch den Ort schlendern.

Die Kälte trieb uns aber schnell wieder in den Zug zurück. Bald ging es durch dichte Wälder und vorbei an verschneiten Gipfeln und Passhöhen weiter nach Kamloops und von dort nach Vancouver, das wir am nächsten Tag am Vormittag erreichten.

Wir haben erfahren, dass einige unserer Mitreisenden gleich wieder zurückfuhren, da Sie unbedingt auch Silvester im Zug feiern wollten und diese „besonderen Termine“ meist frühzeitig ausgebucht sind. Nach unseren vier Tagen an Bord konnnte wir uns sehr gut vorstellen, welchen Spaß eine Silvesterfeier an Bord macht. Vielleicht ein anderes Mal. Wir hatten für den Abend eine Silvester-Dinner-Cruise im Hafen von Vancouver gebucht und freuten uns auch darauf.

Verpflegung an Bord

Zu unserer Reisezeit in 2006 hieß die höchste Reiselasse „Silver & Blue Touring“ – oder so ähnlich. Von den enthaltenen Leistungen entspricht das der heutigen Prestige Klasse. So gehörten – neben separatem Check-In, Business Lounge, vorab Einstieg – auch alle Mahlzeiten und Getränke, der private Consierge und die Unterbringung im letzten Park Waggon dazu.

Wer den ganzen Schnick Schnack nicht möchte, ist mit einer der alternatic verfügbaren Reise-Optionen super beraten.

Die Mahlzeiten im Bord Restaurant waren hervorragend. Vollendet zubereitete Menus mit frischen, lokalen Zutaten und feste Sitzplätze und Essenszeiten sorgten dafür, dass es immer ruhig und entspannt zuging. Unaufdringlich, zuvorkommender Service mit typisch kanadischer Freundlich- und Leichtigkeit machte uns den Abschied vom Canadian doch ein wenig schwer.

Eine Reise, die ich auf jeden Fall noch einmal für den Sommer – mit längerem Tageslicht – auf dem Reisewunschzettel habe.

Wo buchen?

Wir haben unsere Reise direkt bei den Anbietern gebucht.

Die VIA Rail Seite und eine direkte Buchung bei der Zuglinie gibt es im Original nur auf Englisch. Wenn ihr eine andere Sprache auswählt, landet ihr bei dem jeweiligen Vertrags-Reiseveranstalter für das entsprechende Land.

Hier geht es direkt zur englischen VIA Rail Seite: https://www.viarail.ca/en

Wenn ihr euer VIA Rail Abenteuer doch lieber „auf Deutsch“ und über einen Veranstalter buchen möchtet, ist meine persönliche Empfehlung – abweichend von der VIA Rail Seite –  MESO Reisen in Berlin.

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